Anlass
Die Aufnahme des Naumburger Doms „St. Peter und Paul“ und dessen Umfeld in die Liste der Weltkulturerbestätten der UNESCO im Jahr 2018 war ein großer Erfolg für die Stadt Naumburg (Saale). Mit dieser Anerkennung gehen jedoch auch wachsende Ansprüche, rasant steigende Besucherzahlen und eine neue Verantwortung einher. In den kommenden Jahren muss auf diese veränderten Rahmenbedingungen auch baulich dringend reagiert werden. Eine Anpassung des historischen Domumfelds, im Sinne eines hochwertigen, multifunktionalen Stadtraumes, ist daher unverzichtbar.
Der heutige Zustand des öffentlichen Raumes ist stark sanierungsbedürftig und wird den immensen Ansprüchen an einen multifunktionalen Freiraum mit hoher Aufenthaltsqualität nicht gerecht. Des Weiteren finden sich auf kleinstem Raum massive Nutzungsüberlagerungen und widerstreitende Interessen, wie z.B. Barrierefreiheit vs. Denkmalschutz oder Autoverkehr vs. Aufenthaltsbereich.
Aus diesem Grund hat sich die Stadt Naumburg (Saale) erfolgreich in dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ beworben. Mit Hilfe der in diesem Programm zur Verfügung gestellten Fördermittel des Bundes ist es nun möglich eine umfassende konzeptionelle Lösung für die Neugestaltung des Domplatzes und der angrenzenden Straßenräume zu erarbeiten, die dann eine verbindliche Planungsgrundlage für die Zukunft darstellen soll.
Das Naumburger Domumfeld
Der Naumburger Dom „St. Peter und Paul“ ist ein einzigartiges Kulturdenkmal in Mitteldeutschland. Dies beweist die Eintragung des Doms und seines Umfeldes in die Liste der Weltkulturerbestätten der UNESCO im Jahr 2018. Die angrenzenden Platz- und Straßenräume sind ebenfalls von herausragender historischer Bedeutung. So wurden diese im Jahr 2011 als Denkmalbereich mit besonderer städtebaulicher, kulturell-künstlerischer sowie technisch-wirtschaftlicher Bedeutung innerhalb der Domimmunität festgesetzt.
Das Domumfeld wird durch eine Platzsituation zwischen dem Steinweg und dem Haupteingang des Doms (Domplatz) sowie durch die Verkehrsfläche im Norden des Bauwerks mit einer prägenden Baumallee gebildet. Des Weiteren zählen die historischen Gassen rund um den Platz zum direkten Domumfeld. Im Osten gelangt man über den Steinweg in die Altstadt von Naumburg und Richtung Westen befindet sich die Zufahrt zum Oberlandesgericht.
Hinsichtlich der heutigen Nutzungen umfasst der Domplatz und sein Umfeld sowohl Aufenthalts- als auch Verkehrsflächen. Direkt am Domplatz angrenzend befindet sich eine Schule und Kindertagesstätte in einer ehemaligen Domkurie. Mit der Anerkennung des Domes als UNESCO-Weltkulturerbe geht auch die Neuerrichtung eines Welterbe-Informationszentrums einher. Südlich des Domplatzes befindet sich der Besucherempfang mit Parkplatz.
Das Domumfeld muss zukünftig diverse Funktionen übernehmen:
- Eingangsbereich und Zufahrt für Dom und Welterbe-Informationszentrum,
- Fläche für Außengastronomie und Aufenthalt von Besuchern sowie Anwohnern,
- Direkte Wegeverbindung für Schule und Kindertagesstätte
- Angenehmes Wohn- und Arbeitsumfeld usw.
Aufgrund der zahlreichen Überlagerungen dieser Interessen und Nutzungen sind bereits jetzt Konflikte der verschiedenen Nutzergruppen deutlich sichtbar.
Ziele
Folgende Ziele werden mit dem Projekt verfolgt:
- Schaffung langfristiger und nachhaltiger Entwicklungsimpulse für das Stadtquartier,
- Stärkung der städtebaulichen Bezüge des Domumfeldes insbesondere zur Altstadt und dem Hauptbahnhof,
- Schaffung langfristiger und durch die Stadtpolitik getragener Planungsgrundlagen zur Qualifizierung des öffentlichen Stadtraums insbesondere hinsichtlich der Verbesserung der Barrierefreiheit, der Wahrnehmbarkeit des baukulturellen Erbes, der Verkehrsführung und –beruhigung und der Gestaltung von Grün- und Freiflächen.
Zu Erreichung dieser Ziele soll ein Masterplan für die Gestaltung des Naumburger Domumfeldes erstellt werden. Dieser soll auf der Grundlage eines Planungswettbewerbes, in diesem Falle eines europaweiten Realisierungswettbewerbes, unter aktiver Einbeziehung der Stadtgesellschaft im Jahr 2023 abgeschlossen werden.
Im Zuge dieses Wettbewerbes sollen 10 bis 15 Fachplaner für Freiraumplanung bzw. Landschaftsarchitektur und Verkehrsplanung die Möglichkeit erhalten, Wettbewerbsbeiträge für die Umfeld-Neugestaltung des Naumburger Domumfeldes zu erarbeiten. Im Vorfeld des Wettbewerbs soll im Zuge einer intensiven Öffentlichkeits- sowie Akteursbeteiligung eine Aufgabenstellung für die Planungsbüros erarbeitet werden.
Eine Jury aus Sach- und Fachpreisrichtern wird die Wettbewerbsbeiträge prämieren. Das Planungsbüro des Siegerentwurfs wird dann im Anschluss weitebeauftragt für die Entwurfs- und Genehmigungsplanung.